Bei den Eichen 1, D-34399 Oberweser-Gottstreu

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Partner für die Möbelindustrie, Radio- und Autoindustrie, blechverarbeitende Industrie, Landwirtschaft.

Firmengeschichte

Die Firma Egon Krautheim wurde am 01.06.1952 in Gottstreu, Kreis Hofgeismar (heute Landkreis Kassel) gegründet.
Vor dem Krieg lebte Egon (geb. 06.11.1927) mit seinen Eltern Ernst Krautheim und Berta, geb. Vohla in der Kleinstadt  Theusing, Kreis Tepl (dem heutigen Toužim 1939 ca. 1.950 Einwohner, Kreisstadt Teplá, 1939 ca. 2.450 Einwohner) im Sudetenland  (nähe Karlsbad / Karlovy Vary), wo man bereits selbständig war, und Teile für die Flugzeugwerke Heinkel in Komotau (Chomutov, ca. 50km nordöstlich von Karlsbad) fertigte.
Nach der Vertreibung wurde man nach Gottstreu eingewiesen. Mit geliehenem Geld - Darlehn von Banken - wurde eine kleine Werkstatt errichtet und aus dem Montanplan wurden alte Maschinen gekauft und für die eigene Fertigung umgebaut. Die ersten Aufträge erteilte die Deutsche Bundesbahn, die von Vater und Sohn alleine abgearbeitet wurden. Vater Ernst war Kfz-Meister und auch Imker, so wurde ein Bienenhaus errichtet. Durch den Honigverkauf konnte die immer Not leidende Kasse aufgebessert werden. Vom Geld des 80jährigen Opas Karl Vohla, der nach der Vertreibung zu seiner Tochter kam, lebte man.

Der Schwager von Berta, Onkel 'Ede' Reichl, der in Wassertrüdingen eine Tischproduktion betrieb, erzählte von einem enormen Bedarf an Messing-Zierleisten als Kantenummantelung für Tische. 1955 wurde die Produktion von Messing-Zierleisten aufgenommen, woraus sich dann nach einigen Jahren die Produktion von extrudierten Kunststoff-Zierleisten in ähnlicher Oberflächenbeschaffenheit entwickelte. Diese PLASTIFOL-Zierleisten waren leichter zu be- und verarbeiten und wurden bald weltweit über Hamburger und Bremer Exporteure vertrieben und zählen nach wie vor zu einem wesentlichen Standbein der heutigen Fertigung.

1955 heiratete Egon die aus dem nahen Gieselwerder stammende Luise, geb. Hochstaedt (geb. 29.06.1934). Luise zog zu Egon, wo man mit Egons Eltern und Opa Karl in einer recht kleinen Wohnung zurecht kommen musste. Hier versuchte nun Luise, gelernte Steuerfachgehilfin, Ordnung in die Finanzen der kleinen Firma zu bekommen. Die finanziellen Geschicke des Unternehmens nahm Sie von da an in Ihre Hände - und schwingt bis zum heutigen Tag im Büro ihr Zepter.  Ende 1956 starb Opa Karl kurz bevor Sohn Harald am 8.1.1957 das Licht der Welt erblickte - der Uropa hat für seinen Urenkel Platz gemacht. Fünf Jahre später, am 14.04.1962 wurde Tochter Dagmar geboren und auf dem Nebengrundstück in 1964 ein neues eigenes Wohnhaus gebaut. Ernst verstarb im Herbst 1964. Als leidenschaftlicher Jäger konnte er es nach einer Krankheit nicht mehr zu Hause aushalten, und verließ zur Jagd, noch nicht wieder vollständig genesen, das Haus. Der Rückfall in Form einer Lungenentzündung war dann für Ernst zu viel. Um die Erziehung der Kinder Harald und Dagmar kümmerte sich Luises Mutter Lina fast 20 Jahre, auch um den Haushalt - ein besseres Essen, als das, was Oma Lina kochte, wird es nicht mehr geben. Vielen Dank, liebe Oma Lina!
 
Neben der Fertigung der PLASTIFOL-Zierleisten war die restliche Fertigung inzwischen fast ausschließlich auf die Belieferung der Möbel-Industrie ausgerichtet worden: man fertigte u.a. Pudelhockergestelle aus Messingrohr und Teleskopfüße für Tische (mit Messingüßen und Baudenzug) sowie Fernsehtischgestelle. Hier war man einer der ersten Hersteller, der seine Fernsehtische mit Gasdruckfedern ausstattete (um 1962), so dass man inzwischen auf ein fast 50jähriges Know-How beim Einsatz und der Verarbeitung von Gasdruckfedern verfügt.
In den späten 70er und frühen 80er Jahren wurde die Produktpalette der Höhenverstellungen für Wohnzimmer- und Couchtische ausgebaut (Tischbeschläge) . Gleichzeitig wurde begonnen, eine neue Produktlinie aufzubauen: die Fertigung von extrudierten Kunststoffprofilen, deren Oberflächen mit dem Hotstamping-Verfahren durch Prägefolien veredelt wurden. Es werden nach wie vor Vitrinenprofile und weitere, ähnliche Profile weltweit exportiert.

Nach dem viel zu frühen Tod Egons im Oktober 1985 wurde der Betrieb als Egon Krautheim GmbH ab 01.01.1986 von seiner Witwe Luise und Sohn Harald, der sein Maschinenbaustudium 1984 als Diplomingenieur abgeschlossen hatte und gerade bei den Continental Reifenwerken in Hannover eine gute Anstellung gefunden hatte, weitergeführt. Nach anfänglich sehr schwierigen Jahren schaffte man es gemeinsam mit einer wirklich aufopferungsvoll arbeitenden Belegschaft, den elterlichen Betrieb zu erhalten.
Der große Bedarf an Möbeln durch die deutsche Wiedervereinigung in den Jahren nach 1989 gab dem Unternehmen großen Aufschwung. Die Ausweitung des Unternehmens in die neuen Bundesländer war geplant (in Zwintschöna bei Halle), doch machten hier undurchschaubare Handlungen der Entscheidungsträger der damaligen 'Treuhand' dieses Unterfangen zunichte. Man kam mit Herrn Helmut Becker von der im Nachbarort ansässigen Becker Maschinenfabrik, die in Kooperation mit einem Betrieb in der Tschechoslowakei in der Nähe von Bratislava Landmaschinenkomponenten fertigen ließ, ins Gespräch, und eine über viele Jahre erfolgreiche Zusammenarbeit, die in einer Beteiligung von ca. 1/3 an der slowakischen Firma Agrometal s.r.o. in SK-91943 Cífer mündete, nahm seinen Lauf. Bis 2005 waren die Geschäfte für beide Seiten sehr erfolgreich. Die immer weiter sinkenden Stückzahlen, der hohe Druck auf die Verkaufspreise, stark steigende Kosten in der Slowakei durch den bevorstehenden EU-Beitritt und Investitionen großer Firmen im Umfeld des Betriebes in Cífer (Peugeot, Sony) und stark aufkommender Wettbewerb aus China ließen das Geschäft immer schlechter werden. Das Auftragseinkommen bei den 'Tischbeschlägen' brach innerhalb von 18 Monaten um über 60% ein. Auch der Versuch, mit einem Zulieferer von Komponenten für Lkw-Auflieger eine Produktionslinie in der Slowakei einzurichten, die komplette Produktpalette in eine neue Firma, die Krautheim Slovakia s.r.o. auszulagern, scheiterte. Um den Jahreswechsel 2007/2008 herum wurde die Belieferung des Lkw-Zulieferers wieder eingestellt, da sich herausstellte, dass die Fertigung nicht ausreichend kostendeckend war. Einige Monate später musste die Krautheim Slovakia s.r.o., Cífer Insolvenz anmelden, da eine geregelte Auflösung dieses Betriebes nicht möglich war, und die eigene Egon Krautheim GmbH dann gar ebenfalls mit in den Konkurs genommen hätte. 

Die komplette Produktion konnte inzwischen wieder erfolgreich in Oberweser-Gottstreu aufgebaut werden. Den chinesischen Wettbewerb hat man inzwischen für den Bereich der 'Tischbeschläge' an sich gebunden (bis auf eine Ausnahme), frei nach dem Motto: "Wenn Du einen Gegner nicht besiegen kannst, dann verbünde Dich mit ihm".

Im Januar 2014 verstarb plötzlich und vollkommen unerwartet der Geschäftsführer Harald Krautheim wenige Tage vor seinem 57. Geburtstag. Für seine Mutter Luise Krautheim wird dies ein unüberwindlicher Verlust bleiben. Es wurde entschieden, die Firma möglichst reibungslos weiterzuführen. Haralds Schwester, Dagmar Heckmann übernahm die Geschäfte. Zur Zeit wird versucht, die starken Produktlinien auszubauen und neue Produkte einzuführen.

Stand 10.02.2015